Der Gobibär: Ursus arctos gobiensis, ein Bär von dem man bis heute kaum etwas weiß. Die Zoologen sind sich nicht einig darüber, ob es sich tatsächlich um eine eigene Art handelt oder vielmehr um eine Unterart des Braunbären. Fest steht, dass sich diese Bären über Jahrtausende an ein Leben unter extremen Lebensbedingungen angepasst haben.
Der Gobibär ist wesentlich kleiner als ein Braunbär. Er besitzt eine hellere Fellzeichnung. Sein Körperbau ist schmal und hochbeinig, weniger massiv als der Braunbär, was ihm schnellere, wendigere Bewegungen erlaubt.
Bemerkenswert ist die Geschichte der Forschung zu diesem Tier. Im Jahre 1900 gab es den ersten wissenschaftlichen Nachweis. Vorher ging die Legende von einem Menschentier (mongol. Khun Guruus) um, - quasi der mongolische Yeti-, wonach von einem menschenähnlichen Tier berichtet wurde, welches abgeschieden in der Wüste Gobi im Süden der Mongolei lebe. Man fand immer wieder einmal Spuren, die als Menschenspuren interpretiert wurden. Es dauerte dann aber weitere vierzig Jahre bis die beiden russischen Botaniker Junatov und Murzajew mehr zufällig auf einer botanischen Expedition erstmals einen lebenden Bären zu Gesicht bekamen.
Murzajew schrieb:
„Erst am 4. August 1943 glückte es uns endlich, dieses seltene Tier zu beobachten. Das Areal des Bären ist sehr klein, das Tier hat sich in stark wüstenhaften und rauhen Landschaften erhalten. Da die Auffindung des Bären in der Gobi von ungewöhnlichem Interesse ist, gebe ich einen kurzen Auszug aus meinem Feldtagebuch: Heute haben wir in den nördlichen Vorgebirgen des Cagan-Bogdo in einem trockenen und breiten Sajr….. endlich einen Gobibären zu sehen bekommen. Er lief ohne Hast den Grund des Tales entlang, dunkelbraun, mit Fetzen von längerem und hellerem Haar, das nach dem Haarwechsel an dem dunkelbraunen Pelz hing. Der Bär beschnupperte etwas anscheinend auf der Suche nach Nahrung.“
Bis heute halten sich die direkten Beobachtungen in Grenzen. Es existieren nur wenige Foto- und Filmaufnahmen. Die sichersten Nachweise lieferte ein amerikanischer Genetiker in den achtziger Jahren, der durch das Auslegen von Drähten an vorher eingerichteten Futterstellen Haare gewinnen konnte. Leider war es aber auch damals nicht möglich, die Tiere direkt zu beobachten. Zweifelsfrei konnten damals 13 verschiedene Individuen identifiziert werden. Danach fanden auch Fangaktionen statt, bei denen einzelne Tiere mit Sendern versehen wurden.
Die Tiere scheinen lange Wanderungen in ihrem Verbreitungsgebiet zu unternehmen. Dabei findet man immer wieder Spuren an den wenigen Wasserquellen, die wohl regelmäßig aufgesucht werden. Über die Ernährungsweise gibt es aktuelle Erkenntnisse. Einige Forscher nahmen an, dass es sich um einen reinen Vegetarier handelt. Das konnten die neuesten Untersuchungen nicht bestätigen. Bei der Analyse der aufgefunden Losungen, konnte ein beträchtlicher Anteil an tierischen Resten (z.B. von Insekten und Kleinsäugern) nachgewiesen werden. Eine wichtige Futterpflanze scheint der Kleine Rhabarber (Rheum nanum) zu sein, dessen mächtige Wurzeln der Gobibär ausgräbt. Auch Beeren, wie die des Salpeterstrauches (Nitraria sibirica) werden nicht verschmäht. Der Gobibär ist also ein Allesfresser, was auch nicht verwunderlich ist in Anbetracht der kargen Umgebung, in der er lebt.
Es bleiben jedoch noch viele Fragen offen, die auch wichtig sind, um gezielt Schutzmaßnahmen für die Art einzuleiten. Die exakte Populationsgröße ist genauso unklar, wie das genaue Verhalten der Tiere. Hier gibt es noch einen großen Forschungsbedarf.